Drei Fragen zum Schulstart trotz Corona

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Drei Fragen an…

Lena Sonnenburg,

als Dozentin am Religionspädagogischen Institut Loccum zuständig für den Bereich Grundschule.

Frau Sonnenburg, Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern hoffen, dass die Schule wieder „möglichst normal“ startet. Wie viel Normalität wird möglich sein?

Sonnenburg: "Das ist selbst jetzt noch schwer zu sagen. Die Fallzahlen steigen ja gerade wieder. Ich hoffe, dass erstmal alle Schüler*innen einer Klasse gemeinsam in die Schule kommen können, auch wenn später vielleicht wieder eine verkürzte Beschulung notwendig sein wird. Ganz besonders für die Erstklässler*innen würde ich mir aber einen Start mit der ganzen Klassengemeinschaft wünschen – für diese Kinder ist ja das ganze System Schule neu."

Manchmal hört man Sätze wie ,Jetzt müssen sich die Schulen aber ranhalten, um den ganzen verpassten Stoff nachzuholen!' Was würden Sie sagen, was in den Schulen jetzt am wichtigsten ist?

Sonnenburg: "Auf keinen Fall sollte man sich trotz des ausgefallenen Unterrichts jetzt auf die reine Wissensvermittlung konzentrieren. Lernen kann nur funktionieren, wenn die Schüler*innen offen dafür sind. Damit das auch jetzt zutrifft, müssen die Lehrkräfte ihnen Sicherheit geben und die Ängste der Kinder abbauen. Fehlender Stoff kann leichter kompensiert werden als mangelndes Vertrauen.

Wenn jetzt die Schule wieder anfängt, dann muss man schauen: Was braucht meine Lerngruppe? Was ist schulorganisatorisch möglich? Und wie kann ich den Schüler*innen das geben, was sie brauchen? Das Gefühl von Sicherheit ist ganz wichtig. Bewegung ist auch ein großes Thema, gerade nachdem wochenlang Spielplätze, Sportanlagen und Schwimmbäder geschlossen waren. Dafür sollten alle Lehrkräfte sensibel sein. Man kann jetzt nicht sagen: Um Bewegung kümmert sich der Sportlehrer und für Vertrauen und Hoffnung sorgt die Religionslehrerin. Sondern alle sind aufgefordert, achtsam auf die Schüler*innen zuzugehen. Und das eben nicht nur dienstags in der 3. Stunde, sondern in jedem Unterricht.“

Wenn da alle achtsam sind, wofür braucht es dann den Religionsunterricht?

Sonnenburg: „Weil der Religionsunterricht noch mehr kann. Hier ist Zeit, um intensiv über die Erfahrungen während Corona zu sprechen, das aufzuarbeiten, was die Schüler*innen erlebt haben, aber auch Hoffnungsmotive zu entwickeln, um gestärkt in die Zukunft blicken zu können. Damit bringt der Religionsunterricht eine spirituelle Dimension ins Spiel und leistet so einen wichtigen Beitrag im Schulalltag.“

(Interview: Michaela Veit-Engelmann)

 

 

 

 

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